10. Januar 2025 |
Für die Zeitung, die das »eues« und das »eutschland« aus ihrem Namen gestrichen hat, habe ich ein paar Fragen zur Rolle der sozialen Medien im deutschen Wahlkampf beantwortet. Dabei lag der Fokus des Interesses auf der extremen Rechten. Den strategischen Anteil ihres digitalen Erfolgs sollte man jedoch nicht überbewerten; er basiert nämlich stark auf Eigendynamiken, die sozio-politischen bzw. politisch-kulturellen Konfliktlinien folgen. Und die haben viel mit der Verfasstheit des linken Lagers zu tun, das in seinem moralischen Eifer ein postfaktisches Klima mindestens co-produziert hat. Aber auch mit der verfehlten Digitalpolitik. Denn der Versuch einer repressiven Regulierung der Plattformkommunikation ist – und das war erwartbar – nach hinten losgegangen, so dass sich das rechte Lager nun gut über Angriffe auf die Meinungsfreiheit empören kann. Dennoch braucht es (andere) Regeln für die digitalisierte Öffentlichkeit, einschließlich der herkömmlichen Medien, die eine Zivilisierung des Diskurses ermöglichen – und zwar solche, die nicht politisch einseitig funktionieren. Denn der Bullshit der Dauerempörten aller Couleur (rechts wie links, oben wie unten) erdrückt die Gesellschaft.
Interview: »Diskursive Brandstiftung. Sozialwissenschaftler Holger Marcks über die Rolle von sozialen Medien und Elon Musk im Wahlkampf« (von Sebastian Bähr), in: ND, 10. Jan. 2025 (online hier).
