Neues

Das Anti-Prinzip

13. Juli 2022 |

Inwiefern ist politische Polarisierung identitätsgetrieben und von Abstoßungseffekten geleitet? Zu diesem Problem habe ich ein paar Fragen für Gegneranalyse – Gegenmedien als Radikalisierungsmaschine, einem Projekt des Zentrums Liberale Moderne, beantwortet. Zusammengefasst werden hier einige Erkenntnisse und Annahmen aus der Forschung zu Polarisierung im digitalen Kontext, insbesondere dazu, wie sich politische Haltungen immer stärker aus der reflexhaften Ablehnung des Anderen gebildet werden.

Interview mit Christoph Becker: Holger Marcks, »Aus Prinzip dagegen: Über identitätsgetriebene Prozesse in der Meinungsformierung«, auf: Gegneranalyse, 13. Juli 2022 (online hier).

BAG »Gegen Hass im Netz«

30. Juni 2022 |

Am 30. Juni war es soweit: Nach fast einjähriger Aufbauarbeit ging die Bundesarbeitsgemeinschaft »Gegen Hass im Netz« an den Start, in der ich mit Maik Fielitz die dazu gehörige Forschungsstelle leite. Worum es der BAG geht, wie die Forschungsstelle Hass im Netz beobachtet und analysiert, aber auch, wie die enge Zusammenarbeit von Wissenschaft und Zivilgesellschaft aussehen soll, hat das Team während des feierlichen Community Events von Das Nettz in Interviews, Präsentationen und Workshops erklärt. Die Online-Präsenz der BAG findet sich auf bag-gegen-hass.net.

Bericht: »Wissen, wie das Netz bewegt«, offizieller Launch der BAG »Gegen Hass im Netz« am 30. Juni 2022, auf: das-nettz.de (online hier).

Regulierung vs. Anonymität

9. Juni 2022 |

Laut NetzDG sollen soziale Netzwerke seit Februar illegale Inhalte an das Bundeskriminalamt übermitteln. Aber: Wieviel Vertrauen schenken wir staatlichen Institutionen mit privaten Daten? Tragen solche Kooperationen zu weniger Hass im Netz bei oder befördern sie einen digitalen Polizeistaat? Diese Fragen diskutierte ich am 9. Juni mit Anna-Lena von Hodenberg (HateAid) und Tatjana Graovac (No Hate Speech) im Rahmen einer von Das Nettz organisierten Veranstaltung auf der re:publica 2022.

Kurzbericht: »Staatliche Regulierung vs. Anonymität – was hilft (nicht) gegen Hass im Netz?«, Fishbowl auf der re:publica 2022, 9. Juni 2022 (online hier).

Putins Faschismus

31. Mai 2022 |

Hat der Westen Russland unterschätzt? Diese Frage wurde zuletzt immer wieder aufgeworfen, auch von dem Historiker Timothy Snyder, der mit Blick auf das System Putin von einem russischen Faschismus spricht. Zugleich führt Russland seinen Angriffskrieg gegen die Ukraine auch in der digitalen Sphäre mit Vehemenz, verbreitet dort das Narrativ, dass sich die Atommacht gegen äußere Feinde zur Wehr setzen müsse. Was das alles mit dem »digitalen Faschismus« zu tun hat, darüber habe ich für Deutschlandfunk Kultur mit Massimo Maio gesprochen.

Mitschnitt: »Russische Onlinekampagnen: Mobilisierung nach innen, Sabotage nach außen«, Kompressor, Deutschlandfunk Kultur, 31. Mai 2022 (online hier).

Republikanismus. Aber sozial.

24. Mai 2022 |

Für die Wochenzeitung Der Freitag habe ich mit Felix Zimmermann ein paar Kernthesen unseres sozialrepublikanischen Panoramas nochmal aufbereitet. Ausgangspunkt der Überlegungen ist der Umstand, dass die politische Linke zwar viel von den Krisen unserer Zeit zu reden vermag, auf diese aber keine Antworten hat. Zumindest fehlt es ihr an einer strategischen Einfassung, mit der sich breite Teile der Bevölkerung mitnehmen ließen – immerhin die Voraussetzung für einen nachhaltigen Wandel. Daher haben wir uns fünf vermeintliche Widersprüche der Gegenwartslinken vorgenommen, an denen sich ihre Irrwege festmachen lassen – und sie in Synthesen aufgelöst, die neue Wege eröffnen.

Diskussionsbeitrag: Holger Marcks & Felix Zimmermann, »Die Linke muss lernen, bürgerlich zu denken«, Der Freitag, Nr. 21/2022 (online hier).

Der Krieg und die Rechten

24. März 2022 |

Der russische Überfall auf die Ukraine hat weitreichende Folgen – auch für die extreme Rechte in Deutschland. Immerhin hatte sich diese bisher betont russlandfreundlich gegeben. Das System Putin galt ihnen als Gegenmodell zur liberalen Demokratie, aber auch als Herausforderer der verhassten internationalen Ordnung. In einem »NETTZ.Gespräche Spezial«, dem Talkformat von Das Nettz, habe ich mit Natascha Strobl und Josef Holnburger diskutiert, wie sich die neue Lage auf den deutschen Rechtsextremismus auswirkt. Welche Positionierungen und Themensetzungen sind in nächster Zeit von rechts zu erwarten – und welche Rolle spielen die Netzwerke der Desinformation, die in der Pandemie radikalisierend wirkten?

Mitschnitt: »Putins Krieg und die deutsche Rechte«, Nettz.Gespräche Spezial, 21. März 2022 (online hier).

Mythos Pariser Kommune

18. März 2022 |

Vor 151 Jahren begannen jene 72 Tage, die das Denken der sozialistischen Linken bis heute prägen – und blockieren. Denn mit der Pariser Kommune strickte sie sich eine Revolutionsmythologie, die einem konstruktiven Sozialismus den Boden entzog: nämlich ein produktives Verhältnis zur bürgerlichen Republik, auf der sozialer Fortschritt aufbaut – statt diesen durch einen radikalen Ordnungsbruch in die Realität zwingen zu wollen.

Wie dieser Mythos zustande kam, warum er dem eigentlichen Charakter der Kommune als republikanischem Projekt nicht gerecht wird, weshalb er zu einem Denkverschluss in der sozialistischen Linken führte und wie sich dieser auflösen ließe, darüber sprach ich mit Felix Zimmermann am 13. März im Pavillon Hannover, wo wir die Grundthesen des sozialrepublikanischens Panoramas vorstellten. Ein Mitschnitt der Veranstaltung findet sich bei Radio Flora.

Mitschnitt: Holger Marcks & Felix Zimmermann, »Mythos Pariser Kommune«, Vortrag im Rahmen der Veranstaltungsreihe zum Internationalen Tag der politischen Gefangenen, Aufzeichnung von Radio Flora (online hier).

Von Machno zu Selenskyj

4. März 2022 |

Zu Gast beim Namens-Podcast mit Eva Engert und Prof. Dr. Jürgen Udolph, der sich aus aktuellem Anlass mit dem Krieg in der Ukraine befasst. Wie Putins völkische Ideologie vor dem Hintergrund der Sowjetgeschichte zu bewerten ist – und warum die Ukrainer nicht zum ersten Mal einen Freiheitskampf gegen Russland führen, dazu habe ich ein paar Worte beigesteuert.

Podcast: »Krieg gegen die Ukraine: Von Lenin und Machno zu Putin und Selenskyj«, You Name It – Woher die Namen kamen, New Day Media, 4. März 2022 (online hier).

Jammern und Hassen

24. Dezember 2021 |

Warum ist rechtsextreme Rhetorik so gefährlich? In den letzten Jahren haben sich Wissenschaftler wie auch politische Entscheidungsträger darum bemüht, den Zusammenhang von extremistischer Online-Kommunikation und dem Anstieg rechtsextremer Gewalt aufzudecken. Insbesondere die Frage, welche Rolle die sozialen Medien bei der Verbreitung von Hassrede und in Radikalisierungsprozessen spielen, hat dabei viel Aufmerksamkeit auf sich gezogen. Allerdings ohne die Triebkräfte der Gewalt wirklich identifizieren zu können.

Für einen Sammelband aus dem Dunstkreis des PANDORA-Projekts sind Janina Pawelz und ich daher mal einen Schritt zurück gegangen und haben die logische Funktionsweise rechtsextremer Online-Kommunikation analysiert, um so die vorgelagerten Prozesse zu beleuchten, die Hass konstituieren und Gewalt legitimieren. Herausgearbeitet wird dabei ein Netzwerk von Narrativen, die zu einer größeren Geschichte von nationalem Untergang und Erwachen konvergieren. Durch die Konstruktion einer Situation kollektiver Selbstverteidigung wird Gewalt zu einer logischen Option, auch wenn gewaltsames Handeln nicht explizit vorgeschlagen wird.

Beitrag: Holger Marcks & Janina Pawelz, »Vom Opfermythos zur Gewaltfantasie. Die Funktionsweise von rechtsextremen Bedrohungsnarrativen«, in: Ursula Birsl u.a. (Hg.): Inszenieren und Mobilisieren. Rechte und islamistische Akteure digital und analog, Opladen u.a. 2022, S. 81–107 (Open Access hier).

Faschos on Stage

13. Nov. 2021 |

Der digitale Rechtsextremismus zieht seine Aufmerksamkeit auch aus linken Empörungswellen. Wie sich solche Wellen aufbauen und wie sich das in einen Nutzen für faschistische Akteure übersetzt, die von Natur aus auf Feinbildaktivierung getrimmt sind, haben Maik Fielitz und ich für die Berliner Zeitung niedergeschrieben. Anhand der Ereignisse rund um die Frankfurter Buchmesse wird damit auch ein digitaler Antifaschismus problematisiert, der vor allem affektgesteuert funktioniert.

Gastbeitrag: Maik Fielitz & Holger Marcks, »Rechte Verlage: Für Faschisten ist auch schlechte Presse gute Presse«, Berliner Zeitung, 13. November 2021 (online hier).